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Endokrine Disruptoren und ihre Auswirkung auf Mensch und Umwelt.

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Kontext - Endokrine Disruptoren, auch endokrin wirksame Substanzen genannt, sind Chemikalien, die die Funktion des Hormonsystems beeinträchtigen. Welche Risiken sind mit diesen Chemikalien verbunden?

Dies ist eine zuverlässige Synthese und Zusammenfassung mehrerer wissenschaftlichen Konsensberichts. Für die vollständige Liste der Quellen, Beziehen sich auf die Referenzen.

Neuestes Update: 12 September 2015

Was ist ein endokriner Disruptor?

Das endokrine System besteht aus allen Hormondrüsen und Hormonrezeptoren im Körper. Es trägt zur Regulierung der Entwicklung, des Wachstums, der Fortpflanzung und des Stoffwechsels der Tiere und der Menschen bei.

Manche chemische Substanzen, sowohl natürlicher als menschlicher Herkunft, können die endokrinen Drüsen, ihre Hormone oder die Rezeptoren auf die sie wirken, beeinträchtigen. Diese chemische Substanzen werden ‘endokrine Disruptoren’ oder ‘endokrin wirksame Substanzen’ (EDCs) genannt.

Warum diese zunehmende Besorgnis über Störungen des Hormonsystems durch einige Chemikalien?

Negative Auswirkungen auf die Fortpflanzung wurden beobachtet und es gibt klare Beweise dafür, dass Wildtierbestände beeinträchtigt werden können. In den letzten beiden Jahrzehnten gibt es Anzeichen, dass viele Hormonstörungen beim Menschen zunehmen.

Umfangreiche Laborstudien stützen die Ansicht, dass eine Exposition durch gewisse Chemikalien zu Endokrinstörungen bei Menschen und Wildtieren beiträgt. Eine Belastung während kritischer Entwicklungsphasen kann unumkehrbare und verzögerte Auswirkungen zur Folge haben, die erst später im Leben zu Tage treten. Es ist jedoch sehr schwierig, einen Zusammenhang zwischen endokrinalen Störungen und einzelnen Chemikalien herzustellen, insbesondere wenn diese nur kurze Zeit im Körper bleiben.

Welche Haupteffekte der endokrinen Disruptoren werden studiert?

Vier Hauptgruppen von Auswirkungen werden betrachtet:

Einfluss auf die gesunde menschliche Fortpflanzung.

Eines der Schlüsselthemen sind die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Fortpflanzung für Männer und Frauen. Sie reichen von unvollständiger geschlechtlicher Entwicklung bis hin zu Fruchtbarkeitsproblemen.

Hormonal bedingter Krebs beim Menschen

Gewisse Krebskrankheiten beim Menschen werden von Hormonen beeinflusst, und in diesen Fällen können endokrine Disruptoren eine Rolle bei der Krankheitsentwicklung spielen. Aber für viele hormonal bedingte Krebsarten gibt es nicht genügend Informationen über die mögliche Rolle der endokrinen Disruptoren.

Auswirkung auf Entwicklung und Stoffwechsel beim Menschen

Endokrine Disruptoren können sich auf das Schilddrüsensystem und mehrere andere Hormonsysteme auswirken. Sie können auch Funktionen des Immunsystems beeinträchtigen. Einiges deutet auf einen Zusammenhang zwischen chemischer Belastung und der weithin grassierenden Fettleibigkeit hin.

Auswirkung auf wild lebende Tiere

Die Hauptauswirkungen, die hinsichtlich der Tierwelt studiert werden, haben mit Fortpflanzung und Entwicklung zu tun. Es wurden Auswirkungen auf viele Tiergruppen beobachtet, die von Wirbellosen bis hin zu Säugetieren reichen.

Was erschwert die Bewertung der Endokrinen Disruptoren?

Viele Chemikalien können im Körper mit Steroidhormon-Rezeptoren interagieren (“endokrine Aktivität“) aber es ist oft unklar, ob dies immer zu schädlichen Auswirkungen führt.

Endokrin wirksame Substanzen können schon bei viel geringerer Dosierung Effekte aufweisen, als die die bei toxikologischen Tests üblicherweise geprüft werden, und die derzeitigen Risikobewertungsmethoden müssten womöglich angepasst werden.

Es wird auch in Frage gestellt, ob es Wirkungsschwellen gibt, d. h. eine Dosis, unterhalb derer kein Effekt eintritt. Ein Beispiel: Da im Körper schon ein bestimmter natürlicher Östrogenspiegel vorhanden ist, kann argumentiert werden, dass jede noch so geringe, von außen zugeführte Menge östrogen wirksamer Stoffe eine Auswirkung haben könnte – und zwar ohne Effektschwelle.

Dies bringt beträchtliche Unsicherheiten mit sich; gesundheitsschädigende Effekte bei Menschen und wild lebenden Tieren könnten übersehen werden. Bis bessere Tests zur Verfügung stehen, muss die Gefahrenerkennung und Risikoermittlung auch auf epidemiologischen Ansätzen beruhen.

Wie ist der „Stand der Wissenschaft“ für verschiedene Familien von chemischen Stoffen?

Es folgt eine Zusammenfassung der wichtigsten Gruppen von Chemikalien, die auf Grund ihrer möglichen endokrinen Wirkung studiert werden.

  • Bisphenol A.  Durch seine Fähigkeit, Östrogen, Progesteron und Schilddrüsenhormone störend zu beeinflussen, sind seine Auswirkungen vielfältig. Es wurde gezeigt, dass eine Belastung während der Organentwicklung unumkehrbare, schädliche Auswirkungen auf die Entwicklung des Fortpflanzungsapparats hat.
  • Phthalate. Es gibt klare Anzeichen dafür, dass sie bei männlichen Föten zu Entwicklungsstörungen führen können, indem sie die Testosteronsynthese beeinträchtigen. Gewisse Phthalate, wie Benzylbutylphthalat (BBP) und Diethylhexylphthalat (DEHP), interagieren ebenfalls mit Östrogenrezeptoren. Auswirkungen auf wild lebende Tiere sind bisher weitgehend unerforscht.
  • Parabene.  Epidemiologische Erkenntnisse beim Menschen sind sehr begrenzt. Es gibt einige Nachweise für Auswirkungen auf die Dichte des Brustgewebes aber keine Belege für ein erhöhtes Brustkrebsrisiko.
  • PCB (Polychlorbiphenyle).  Eine Belastung durch PCB wird in mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko sowie mit anderen Krebsarten verknüpft. Sie beeinträchtigen auch die Entwicklung des Nervensystems. In Tiermodellen wurden ebenfalls Auswirkungen festgestellt.
  • Dioxine (PCDD und PCDF).  Sie haben einige der Auswirkungen von PCB und sind mit frühem Einsetzen der Wechseljahre, Brustkrebs und Schilddrüsenkrebs verbunden.
  • Polybromierte Diphenylether (unter anderem als Brandschutzmittel eingesetzt). Die Belastung während der frühen Entwicklung kann starke Auswirkungen auf das Nervensystem haben. Es gibt auch eine Reihe von möglichen Auswirkungen auf die Fortpflanzung.
  • Perfluorierte Verbindungen (PFC).  Es gibt Belege dafür, dass diese Chemikalien die Schilddrüsenhormon-Umwandlung beeinträchtigen. Es besteht auch ein Zusammenhang mit erhöhtem Cholesterinspiegel, was auf mögliche Stoffwechselstörungen hinweist. Die Auswirkungen von PCF auf wild lebende Tiere müssen noch ermittelt werden.
  • Pestizide.  Mehrere Gruppen von Pestiziden kommen in Betracht:
    • Dicarboxamide: Es gibt zwar experimentelle Befunde aber noch keine direkten Nachweise über Zusammenhänge zwischen Belastung und Krankheit bei Mensch und Tier.
    • Azol-Fungizide (einschließlich Triazole und Imidazole): Auswirkungen auf Säuglinge, deren Mütter während der Schwangerschaft diesen Pestiziden ausgesetzt waren, sind zwar belegt, aber keine Verknüpfung mit einem speziellen Stoff.
    • Triazine. Atrazin und Simazine sind zwei der meistverwendeten Unkrautvertilgungsmittel. Wild lebende Frösche, die an belasteten Stellen eingesammelt wurden, wiesen Probleme in der sexuellen Entwicklung auf. Auswirkungen auf Säugetiere sind bisher weitgehend unerforscht.
  • Schwermetalle.  
    • Methylquecksilber wirkt in mehrfacher Weise auf das Endokrinsystem.
    • Blei kann eine vermehrte Freisetzung des Schilddrüsenhormons TSH aus der Hirnanhangsdrüse bewirken.
    • Kadmium: In einigen epidemiologischen Studien wird eine schwache Verknüpfung zwischen berufsbedingter Exposition und Brustkrebs festgestellt. Es gibt auch Belege dafür, dass Kadmium noch andere Auswirkungen auf die weibliche und männliche Gesundheit haben kann. Seine Auswirkungen auf wild lebende Tiere wurden noch zu wenig untersucht.
  • Andere Chemikalien.  Viele neue Chemikalien und Gruppen von Chemikalien sind in den letzten zehn Jahren als potenziell bedenklich in den Vordergrund gerückt. Für UV-Filter von Sonnenschutzmitteln und für künstliche Moschusriechstoffe, die in vielen Kosmetik- und Körperpflegeprodukten verwendet werden, sind Auswirkungen auf den Menschen noch nicht erwiesen; einige Laborstudien, die an Tieren und In-Vitro durchgeführt wurden, weisen jedoch darauf hin.

Was sind die Hauptempfehlungen des Berichts?

Die sechs Empfehlungen, die der Europäischen Kommission in diesem Bericht gegeben werden, sind:

  1. Für rechtliche Prüf- und Informationsanforderungen validierte und international anerkannten Testmethoden
  2. Weitere Leitfäden für die Auswertung der Prüfdaten entwickeln;
  3. Die Schaffung einer separaten Kategorie "Endokriner Disruptor” (ED) im rechtlichen Rahmen erwägen;
  4. Ein Bewertungsverfahren mit „Beweiskraft der Daten“-Ansatz entwickeln, das verfügbare Belege parallel nach den Kriterien „Schädlichkeit“ und "Wirkungsweise” gewichtet. Dadurch wird vermieden, dass die Kriterien nacheinander bewertet und Substanzen somit von der Bewertung ausgeschlossen werden;
  5. Die "Wirkungsstärke" nicht mehr als alleinstehendes Kriterium verwenden, sondern Wirkungsstärke zusammen mit anderen Kriterien wie Toxizität, Spezifizität, Schweregrad und Unumkehrbarkeit verwenden („Beweiskraft der Daten“-Ansatz).
  6. Im rechtlichen Rahmen Kategorien schaffen, die die Generierung der notwendigen Daten fördern, einschließlich einer Entwicklung nicht validierter Testmethoden, über den Konzeptrahmen der OECD hinaus.

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