Kontext - Boden ist eine unentbehrliche Quelle für das Überleben des Menschen und doch wird er manchmal durch nicht nachhaltige Verwendung bis hin zur Versteppung verschlechtert.
Wie können Bemühungen zur Flächenschonung dabei helfen, die derzeit beunruhigenden Trends beim Zustand unserer Bodenressourcen umzukehren?
Dies ist eine zuverlässige Synthese und Zusammenfassung mehrerer wissenschaftlichen Konsensberichts. Für die vollständige Liste der Quellen, Beziehen sich auf die Referenzen.
Boden ist für die Produktion der meisten Lebensmittel für den Bedarf der ständig wachsenden Bevölkerung unerlässlich und trotzdem wird sein Beitrag zu unserer Lebensqualität äußerst unterschiedlich und oftmals widersprüchlich wahrgenommen. Bodendegradation ist zwar ein globales Problem, aber sie erfolgt lokal und verlangt nach lokalen Lösungen. Ein stärkeres Engagement und effizientere Zusammenarbeit auf lokaler Ebene sind notwendig, um die Bodendegradation und den Verlust an Biodiversität aufzuhalten. Jetzt zeichnen sich immer häufiger tiefgehende Analysen der vielfältigen Bodenfunktionen aus den verschiedenen Blickwinkeln miteinander verknüpfter Sektoren und Themenbereiche ab, beispielsweise die Nahrung-Wasser-Boden-Interaktion, sowie weniger offensichtliche Antriebskräfte bei der Landnutzung, insbesondere die Art des Wirtschaftswachstums, Verbraucherwahl und globale Handelsmuster.
Das Übereinkommen zur Bekämpfung der Wüstenbildung der Vereinten Nationen (UNCCD) definiert Wüstenbildung in ihrer Erklärung aus dem Jahr 1995 als „Bodendegradation in Trockengebieten durch verschiedene Faktoren, darunter Klimaschwankungen bzw. menschliche Aktivitäten“. Der Begriff ist häufig mit Bildern von Wüsten, die sich über Landschaften verbreiten und auf Äcker übergreifen, sowie mit hungernden gefährdeten Bevölkerungsgruppen verknüpft. Wüstenbildung ist aber nur ein Teil des größeren Problems der Landverödung und daher verwendet der Weltatlas zur Wüstenbildung 2018 eine umfassendere Begriffsbestimmung: „Bodendegradation führt zu einer langfristigen Störung des Gleichgewichts zwischen Nachfrage und Angebot an Waren und Dienstleistungen des Ökosystems“.
Der Druck auf globale Bodenressourcen ist größer als je zuvor in der Geschichte des Menschen. Eine rasant steigende Bevölkerung in Verbindung mit gestiegenem Konsum stellt immer höhere Anforderungen an unser bodenbasiertes Naturkapital. Ein erheblicher Anteil der betriebenen und natürlichen Ökosysteme verschlechtert sich; dies ist angesichts des steigenden Bedarfs an bodenintensiven Kulturen und Nutztieren besonders alarmierend.
Der Verlust der Biodiversität und der Klimawandel gefährden ferner die Bodengesundheit und -produktivität: höherer CO2-Ausstoß und höhere Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster, Bodenerosion, Artenverlust und Wasserverknappung werden wahrscheinlich die Eignung riesiger Regionen für die Produktion von Lebensmitteln und als Wohnraum verändern.
Haupttriebkräfte für die Bodendegradation | |
Quelle: Transformationsmaßnahme „Land Degradation Neutrality“, Erschließen von Möglichkeiten, Global Mechanism der UNCCD, 2016 | |
⇨ Überweidung: | 35% |
⇨ Abholzung: | 30% |
⇨ Landwirtschaftliche Tätigkeiten: | 28% |
⇨ Raubbau für Brennstoffe: | 7% |
Die Bodendegradation senkt die Belastbarkeit oder die Widerstandskraft gegen verschiedene andere Arten von Belastungen; sie steigert insbesondere die Verletzbarkeit der armen Bevölkerung, von Frauen und Kindern, kann den Wettbewerb um rare Naturressourcen intensivieren und führt zu Migration, Instabilität und Konflikten. Die Dimension der sich daraus ergebenden Transformationen des ländlichen Raums in den letzten Jahrzehnten war beispiellos: Millionen Menschen haben ihr angestammtes Land verlassen und sind in städtische Bereiche abgewandert, haben häufig ihre kulturelle Identität geopfert, traditionelles Wissen aufgegeben und die Landschaften dauerhaft verändert.
Menschen handeln als Verbraucher, Produzenten, Unternehmen oder Regierungen und es ist die Summe aller einzelnen Entscheidungen, die eine globale Bodenkrise befeuern; „Business-as-usual“-Ansätze sind ungeeignet, um sich des Ausmaßes dieser Herausforderungen anzunehmen.
In dieser Situation wurde das nachhaltige Landmanagement (SLM), ein ganzheitlicher Ansatz zur Bewahrung aller ökosystemarer Dienstleistungen in langfristigen produktiven Ökosystemen, entwickelt. SLM wird wie folgt definiert: „Die Nutzung von Landressourcen, einschließlich Boden, Wasser, Tieren und Pflanzen, für die Herstellung von Waren, um den sich verändernden menschlichen Bedürfnissen zu entsprechen und gleichzeitig das langfristige Produktionspotenzial dieser Ressourcen sowie die Bewahrung ihre Umweltfunktionen sicherzustellen“. Dieser Ansatz integriert wirtschaftliche, sozio-kulturelle und biophysikalische Bedürfnisse und Werte. Das SLM bildet nun den Hauptmechanismus für das Erreichen der Land Degradation Neutrality, eines Punktes, an dem die Bodendegradation durch menschliche Tätigkeiten durch Maßnahmen zur Erzielung von Gewinnen ausgeglichen wird. Tatsächlich unterstreichen wissenschaftliche Beweise immer stärker die Vorteile der Übernahme von Praktiken wie bodenbasierten Lösungen, die das Potenzial besitzen, sich gleichzeitig der Wüstenbildung, Bodendegradation und Dürren (DLDD), der Anpassung und Abschwächung des Klimawandels sowie häufig der Erzielung weiterer Nebenvorteile wie dem Schutz der Biodiversität zu widmen.
Konkreter trägt es direkt dazu bei, mehrere der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) der Vereinten Nationen zu erreichen:
Darüber hinaus trägt SLM zu Folgendem bei:
Projekte zur Bewältigung von Fragen der Nachhaltigkeitsentwicklung haben lange Zeit unter Zersplitterung gelitten, wodurch die Umsetzung umfassender und effizienter Lösungen gefährdet war. Was fehlt, sind ganzheitliche Transformationsprojekte und -programme, die verschiedene Dimensionen des Problems integrieren. Projekte zur Bewältigung von Fragen der Nachhaltigkeit haben lange Zeit unter Zersplitterung gelitten, wodurch die Umsetzung umfassender und effizienter Lösungen gefährdet war2. Die fehlende Entwicklung solcher großformatigen Transformationsprojekte entspricht enormen verpassten Chancen beim Erzielen einer nachhaltigen Entwicklung.
Transformationsprojekte und zielgerichtete Politik sollten demnach auf eine Verringerung des beachtlichen Drucks auf Land und Boden abzielen und verlorenes Land in einen gesunden und produktiven Zustand zurückversetzen. Das verlangt nach Synergie zwischen verschiedenen Sektoren und nationalen Plänen für nachhaltige Entwicklung, die gleichzeitig zusätzliche Managementoptionen umfassen:
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Der Weltatlas zur Wüstenbildung ist ein Dokument der Europäischen Kommission, das sich auf die zugrundliegenden Ursachen der Bodendegradation weltweit und den globalen Umweltwandel konzentriert und insbesondere die Dringlichkeit zur Verabschiedung von Korrekturmaßnahmen unterstreicht. Auf dieser Grundlage bietet es Strategieentscheidern und Entscheidungsträgern weltweit ein Tool für umfassende und leicht zugängliche Erkenntnisse zur Bodendegradation und ihren Gründen.
Diese Einblicke können zum Erkennen wichtiger biophysikalischer und sozio-ökonomischer Verfahren genutzt werden, die einzeln oder in Kombination zu einer nicht nachhaltigen Bodennutzung und Bodendegradation führen. Dies sorgt für Wege zur Verbesserung lokaler Reaktionen auf Bodenverluste und Bodendegradation, alles Maßnahmen und potenzielle Abhilfemaßnahmen zur Bekämpfung der Wüstenbildung und Wiederherstellung degradierter Flächen.
Zu den Erkenntnissen des Atlas über den noch nie dagewesenen Druck auf die natürlichen Ressourcen des Planeten gehören folgende:
Auf EU-Ebene betrifft die Wüstenbildung bereits 85 % des Territoriums, insbesondere in Süd-, Ost- und Mitteleuropa. Diese Regionen mit rund 14 Millionen Hektar zeigen eine hohe Anfälligkeit für Wüstenbildung und dreizehn Mitgliedstaaten haben erklärt, dass sie laut den Kriterien des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) selbst von Wüstenbildung betroffen sind.
Es gibt erhebliche Gelegenheiten für die Finanzierung von Projekten und Programmen zur Land Degradation Neutrality, darunter nationale Budgets, Entwicklungsbanken, globale Fonds, bilaterale Agenturen, Nichtregierungsorganisationen (NGO) und die Privatwirtschaft. Diese Finanzierungsquellen wachsen stetig, da sich auch Engagements für nachhaltige Entwicklung weiter entfalten. Das leistungsfähige Anzapfen von Finanzierungsmöglichkeiten erfordert, dass Länder Transformationsprojekte und -programme entwickeln und umsetzen, die durch Strategien auf die Prinzipien und Zielvorgaben der SDG gestützt werden.
Insbesondere stehen Entwicklungsländern und Übergangswirtschaften Mittel der Globalen Umweltfaszilität3 (GEF) zur Verfügung und dienen als finanzieller Mechanismus, um den Zielen einer Reihe internationaler Umweltübereinkommen und -vereinbarungen zu dienen.
Referenze: |
1. “Global Land Outlook”, 2017, Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) (in allen sechs UN-Sprachen verfügbar)
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2. „Weltatlas zur Wüstenbildung“ 2018, , Gemeinsame Forschungsstelle (JRC) der Europäischen Kommission
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3.„Sustainable Land Management contribution to successful land based climate change adaptation and mitigation“ ” - [Beitrag eines nachhaltigen Bodenmanagements zur erfolgreichen Anpassung und Schadensminderung des Boden-Klimawandels] – Ein Bericht der internationalen Schnittstelle für Wissenschaft und Politik der UNCCD
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4. „Bodendegradation – Transformatorische Maßnahmen“ Die Institution Global Mechanism der UNCCD
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5. „Science Policy Brief“ Nachhaltiges Bodenmanagement für Klima und Menschen, UNCCD |
6. “Scientific Conceptual Framework for Land Degradation Neutrality”.. [Wissenschaftliches Rahmenkonzept für Bodendegradationsneutralität]. Ein Bericht des Science-Policy Interface . (UNCCD) 2017, Bonn, Deutschland |
7. Sustainable Land Management in Practice - Guidelines and Best Practices for Sub-Saharan Africa Africa [Nachhaltiges Bodenmanagement in der Praxis – Richtlinien und optimale Praktiken für Afrika südlich der Sahara] Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen(FAO) www.fao.org/docrep/014/i1861e/i1861e00.htm |
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United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD), Bonn, Germany, 2017. Orr, B.J., A.L. Cowie, V.M. Castillo Sanchez, P. Chasek, N.D. Crossman, A. Erlewein, G. Louwagie, M. Maron, G.I. Metternicht, S. Minelli, A.E. Tengberg, S. Walter, and S. Welton.
3 www.thegef.org
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