Kontext - Die Verschmutzung der verschiedenen Umweltbereiche (Wasser, Boden und Luft) mit Arzneimittelrückständen gibt Anlass zur Besorgnis.
Dies ist eine treue Zusammenfassung der führenden Berichts, der im 2013 durch die GD Gesundheit und Verbraucherschutz (DG SANCO) veröffentlicht wurde: "
Die Verschmutzung der verschiedenen Umweltbereiche (Wasser, Boden und Luft) mit Arzneimittelrückständen ist ein Anliegen des Umweltschutzes. Der Verbrauch von Humanarzneimitteln liegt in der EU zwischen 50 und 150 g pro Person und Jahr. Tierarzneimittel werden in geringerem Ausmaß eingesetzt, aber Haustiere sind ein wachsendes Segment auf dem Markt der Veterinärprodukte. In den meisten EU-Mitgliedsstaaten werden ungefähr 50 % der unbenutzten humanmedizinischen Produkte (d.h. 3 bis 8 % der Gesamtverkaufsmenge) nicht zurückgegeben oder eingesammelt.
Das Problem besteht darin, dass wir insgesamt nicht wissen, was mit diesen medizinischen Produkten geschieht wenn sie in die Umwelt gelangen, und es ist eine weitergehende Beschreibung der möglichen Wege erforderlich, über welche Menschen diesen medizinischen Produkten ausgesetzt sind. Rückstände von verschiedensten medizinischen Produkten (Hormone, Antikrebsmittel, Stimmungsaufheller, Antibiotika, etc.) wurden in den verschiedenen Umweltbereichen gefunden. Dies wirft die Frage auf, ob hierdurch eine Gefahr für Pflanzen, Tiere und Mikroben, oder für Menschen besteht.
Diese Studie beschreibt den Umfang der Auswirkungen, die medizinische Produkte auf die Umwelt haben, wobei Körperpflegeprodukte unberücksichtigt bleiben. Ziel war es, Gründe für ihr Auftreten in der Umwelt zu finden, die mit der Gesetzgebung zu tun haben, und Wege zur Anpassung der Gesetze vorzuschlagen, um es anzugehen.
30 bis 90 % der oral verabreichten Dosen eines Medikaments wird meist als aktiver Stoff mit dem Urin von Tieren und Menschen ausgeschieden. Eine beachtlicher Anteil von medizinischen Produkten wird in Waschbecken und Toiletten hinunter gespült und endet so in der Umwelt. Unangemessener und übermäßiger Verbrauch könnte ebenfalls eine Ursache von unnötigen Emissionen sein.
In der EU wird der Beitrag von Produktionsanlagen an Emissionen von medizinischen Produkten und/oder ihren Rückständen allgemein als vernachlässigbar betrachtet.
Wenn sie erst einmal in der Umwelt sind, werden medizinische Produkte umgewandelt und zwischen den verschiedenen Umweltbereichen (Oberflächen- und Grundwasser, Boden, Luft) übertragen. Leicht fettlösliche, medizinische Produkte können sich in den Fettgeweben von Tieren ansammeln und so in die Nahrungskette gelangen. Diese Produkte können entweder durch die Verdauung und den Stoffwechsel von Organismen oder durch physikalisch-chemische Vorgänge in Böden und im Wasser abgebaut werden. Einige langlebige Abbauprodukte können selbst nach einer Abwasserbehandlung noch vorhanden sein und ein Problem darstellen.
Für eine Reihe von Arzneimitteln können Umweltrisiken eher vernachlässigt werden, weil sie nicht lange in der Umwelt bleiben und nicht sehr giftig sind. Es wird jedoch immer deutlicher, dass einige medizinische Produkte, insbesondere solche die gegen Parasiten und Pilze wirken, sowie Antibiotika und (Xeno-) Östrogene, die allesamt ökotoxikologische Effekte haben können, in bestimmten Fällen Umweltrisiken darstellen. So wurden etwa auf dem indischen Subkontinent Geierpopulationen auf Grund von Vergiftungen durch Diclofenac dezimiert, einem Schmerzmittel, das im Aas gefunden wurde, von dem sich die Geier ernährten.
Für Menschen sind die möglichen Auswirkungen weniger klar als für die Umwelt. Die Anteile von Rückständen im Trinkwasser oder in der Nahrung sind sehr gering und werden als für Menschen unbedenklich angesehen, aber eine langfristige Exposition auf niedrigem Niveau könnte auf diesem Weg auftreten.
Bis jetzt gibt es noch keine gesetzliche Grenze für humanmedizinische Produkte, die möglicherweise in tierischen Produkten vorhanden sind, weil dieser Expositionspfad als vernachlässigbar gilt, obwohl er derzeit noch nicht richtig beschrieben ist. In Europa zum Beispiel sind nur sehr niedrige Konzentrationen von Tierantibiotika in Molkereierzeugnissen zu finden.
Vor dem Jahr 2005 enthielt das Genehmigungsverfahren für medizinische Produkte keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und deshalb fehlen eine Menge von relevanten Informationen. Selbst für neuere Produkte war die UVP oft unvollständig. Zahlreiche regulatorische Rahmen für in Europa vermarktete und verwendete Chemikalien schließen nun eine Bewertung hinsichtlich Persistenz, Bioakkumulation und Toxizität (PBT) ein, aber für Tier- und Humanarzneimittel gibt es keinen speziellen Leitfaden.
Zurzeit gibt es keine EU-Vorschrift, welche die Risikobewertung von kontaminierten Böden und von Produktrückständen abdeckt, die auf zur Nahrungsmittelerzeugung genutzte Tiere, einschließlich Fische, übergehen oder die im Klärschlamm von Abwasserkläranlagen zu finden sind.
Die wichtigsten Schritte legislativer Maßnahmen zur Verringerung solcher Emissionen betreffen - ohne darauf beschränkt zu sein - die Verstärkung der Umweltverträglichkeitsprüfungen, die auch auf "alte" Arzneimittel zielen könnten. Die Rahmenrichtlinie Wasserpolitik könnte Ergebnisse von UVP für aktive pharmazeutische Inhaltsstoffe explizit berücksichtigen. Mithilfe entsprechend zugeschnittener rechtlicher Instrumente könnte auch ein spezielles Label für grüne Arzneimittel eingeführt werden.
Wichtige nichtlegislative Lösungen setzen auf den Verbrauch und das Abfallmanagement durch bessere Kenntnis der Ökotoxizität von medizinischen Produkten und indem die Regulierungsbehörden zur Einstellung von Personal mit einem ökotoxikologischen Hintergrund angehalten wird. Gleichzeitig könnten Trainingsmodule für Ärzte organisiert und eine bessere Abstimmung von Verbraucherbedürfnissen und Packungsgräßen berücksichtigt werden, während die Rolle der Apotheker bei der Rücknahme von unbenutzten medizinische Produkten aufzuwerten ist sowie öffentliche Informationskampagnen durchgeführt werden könnten.
Bedeutende Verbesserungen beim Abfallmanagement könnten sich sowohl auf effektivere Abholpläne für unbenutzte Human- und Veterinärarzneimittel konzentrieren als auch auf die Überwachung Ihrer Wirksamkeit.
GreenFacts Highlights des Berichts Study on the environmental risks of medicinal products vorbereitet von BIO Intelligence Service (Dec 2013) für die Exekutivagentur für Gesundheit und Verbraucher (EAHC - Executive Agency for Health and Consumers)
Ablehnungshinweis: Die in dieser Studie ausgedrückten Meinungen sind alleine diejenigen der Verfasser und stellen nicht unbedingt die Ansichten des Generaldirektorats für Gesundheit und Verbraucher der Europäischen Kommission oder der EAHC dar. Für eventuelle Fehler sind ausschließlich die Verfasser verantwortlich.
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