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Auswirkung der Palmölkultur auf die Artenvielfalt

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Kontext - Palmöl ist eines der am meisten verwendeten Pflanzenöle, und zwar zu einem guten Teil deswegen, weil Ölpalmenkulturen kostengünstig sind. Jedoch waren Ölpalmenplantagen verantwortlich für die erhebliche Abholzung in vielen äquatorialen Regionen, insbesondere in Indonesien und Malaysia.

Welche Auswirkungen haben Ölpalmenkulturen auf die Artenvielfalt und wie können sie nachhaltig gestaltet werden?

Dies ist eine treue Zusammenfassung der führenden Berichts, der im 2018 durch Weltnaturschutzunion (IUCN) veröffentlicht wurde: " Oil palm and biodiversity: A situation analysis by the IUCN Oil Palm Task Force" 

  • Quelle:IUCN (2018)
  • Übersicht & Details: GreenFacts
Neuestes Update: 8 Mai 2019

1. Wie wird Palmöl hergestellt und welche Bedeutung hat es?

Seit den 1990er Jahren ist Palmöl zu einem weltweiten Rohstoff geworden, der dank seines hohen Ertrags häufig in verarbeiteten Lebensmitteln verwendet wird. Es wird aus Palmen gewonnen, die in Westafrika sowie in Süd- und Mittelamerika angebaut werden, aber die höchste Konzentration von Palmölfeldern befindet sich in Indonesien und Malaysia, die rund 85 % der Weltproduktion liefern. Auf diesem Sektor kommt insbesondere Kleinproduktionsakteuren, die ca. 40 % des weltweiten Palmöls produzieren, eine hohe Bedeutung zu.

Frische Palmfrüchte werden geerntet und dann zerkleinert, um das Öl separat aus dem Kern und dem Fruchtfleisch zu extrahieren. Das Kernöl wird meistens für Seifen oder Industrieverfahren sowie für verarbeitete Lebensmittel verwendet, während das Öl aus den Früchten in die Nahrungsmittelproduktion geht. Eine Palmölplantage bringt einen Ertrag von 3,8 Tonnen Öl je Hektar. Im Vergleich dazu liegt der Ertrag bei 0,8 t für Rapsöl, für Sonnenblumen bei 0,7 t und für Soja bei 0,5 t.

Fast 75 % der Weltproduktion geht in Nahrungsmittelprodukte, insbesondere Speiseöl sowie verarbeitete Öle und Fette (z. B. Margarine), aber sie werden auch für die Herstellung von Biokraftstoffen verwendet.

2. Welche Auswirkungen hat die Ölpalmenproduktion auf die Artenvielfalt?

Die wesentliche direkte Auswirkung der Erschließung für den Ölpalmenanbau auf die Artenvielfalt liegt im Verlust des Lebensraums wegen der Abholzung und Feuerrodung vor der Bepflanzung. In einigen Teilen der Welt gehen bis zu 50 % der Abholzung auf das Konto der Palmölproduktion. Plantagen von Kleinbauern weisen in diesem Zusammenhang eine höhere Artenvielfalt auf als Industrieplantagen. Konflikte zwischen der Tierwelt und Menschen verschärfen sich ebenfalls bei der Errichtung von Ölpalmenplantagen, weil Spezies wie Orang-Utans und Tiger vertrieben werden.

Einige Spezies, hauptsächlich die sogenannten gemeinen Arten wie Schweine und einige Schlangenarten, profitieren von Ölpalmenplantagen, weil ausreichend Nahrung, z. B. Ölsaaten für die Schweine und Nagetiere wie Ratten und Eichhörnchen für die Schlangen, vorhanden ist. Diese Gattungen werden von Plantagearbeitern als zusätzliche Einkommensquelle genutzt, da die Schweine als Lebensmittel und die Schlangen wegen ihrer Haut getötet werden.

Jedoch wäre angesichts der steigenden Nachfrage nach Pflanzenölen und der Tatsache, dass Ölpalmen sehr viel mehr Öl liefern als andere Ölsaaten auf der gleichen Anbaufläche, eine Abkehr vom Palmöl nicht die beste Lösung für eine positive Nettoauswirkung auf die Artenvielfalt. Außerdem ist klar, dass andere Agrikulturen ebenfalls erheblichen Einfluss auf die Artenvielfalt haben.

3. Hat die Palmölproduktion neben ihrem Einfluss auf die Artenvielfalt noch weitere Auswirkungen?

Zu den anderen indirekten Auswirkungen der Palmölproduktion gehören Treibhausgasemissionen (CO2, Methan, Stickstoffoxid usw.) durch die Abholzung, den Einsatz von Feuer für die Landrodung, Auswirkungen auf die Wasserqualität, auf Süßwasserarten, invasive Arten verbunden mit Ölpalmen, Effekte durch Übergreifen von Schädlingen und sekundäre Folgen durch die Jagd.

4. Was kann getan werden, um die Auswirkungen von Ölpalmen auf die Artenvielfalt zu verringern?

Die Hauptstrategie bei der Abschwächung von Auswirkungen des Ölpalmenanbaus war bis jetzt das Angehen gegen den Verlust von Naturwäldern und Torfmooren, wobei die Maßnahmen von Regierungsvorschriften bis zu freiwilligen Aktionen reichten. Die Ausbreitung von Ölpalmen ohne Berücksichtigung der Artenvielfalt steht nicht im Einklang mit der internationalen Artenschutzpolitik und direkte Verbindungen zwischen schwacher Regierungsführung, einschließlich Korruption, und geheimen Absprachen für den Erhalt von Genehmigungen zur Erschließung von Ölpalmen-Anbauflächen sind bestens bekannt.

Eine Reihe von Schritten kann unternommen werden, um die vorhergesagten negativen Auswirkungen auszugleichen oder zu minimieren. Dazu gehören:

  • Vermeidung: Man muss sich mit den Auswirkungen befassen, bevor sie eintreten, damit sie dann nicht so schwerwiegend sind; 
  • Wiederherstellung: Vor Ort muss die Artenvielfalt nach den Auswirkungen wieder hergestellt werden;  
  • Wiedergutmachung und Ausgleich: Die verloren gegangenen Ressourcen müssen ersetzt werden oder es sind Alternativen bereitzustellen, um so eine positive Nettoauswirkung zu gewährleisten. 

Es gibt freiwillige Zertifizierungssysteme wie der Roundtable on Sustainable Palm Oil1 [der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl], die von den Produzenten verlangen, dass Urwälder nicht gerodet, Flüsse geschützt, Brände vermieden und die Verschmutzung kontrolliert werden. In den letzten zehn Jahren ist das öffentliche Bewusstsein für das Problem der Abholzung gewachsen. Es gibt einen Trend einzelner unternehmerischer Engagements zu „null Abholzung“ und die Palmölindustrie ist eine der Branchen, in denen das Engagement am höchsten ist - über die Hälfte der Unternehmen engagieren sich entsprechend. Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD)2 enthält ebenfalls regierungsübergreifende Ziele mit direkter Bedeutung für Ölpalmen und Artenvielfalt.

Regierungen der produzierenden Länder haben auch auf die internationalen Debatten über Ölpalmen und Abholzung reagiert. In den Anbauländern von Ölpalmen oder in den Palmöl-Importländern kann es Strategien geben, beispielsweise das Moratorium über Abholzung in Indonesien oder die Amsterdamer Erklärung3, die eine vollständig nachhaltige Lieferkette unterstützen.

1 https://rspo.org/about 
2 www.cbd.int/ 
3 www.euandgvc.nl/documents/publications/2015/december/7/declarations-palm-oil 

5. Welche Zukunft hat Palmöl?

Die weltweite Nachfrage nach Pflanzenöl wächst rasant. Der Bedarf wird im Jahr 2050 mit 310 Millionen Tonnen voraussichtlich doppelt so hoch sein wie 2008. Im Jahr 2013 lag die Nachfrage bei rund 165 Millionen Tonnen. Durch besseres Management und den Einsatz produktiverer Sorten kann beispielsweise der Ertrag der derzeitigen Produktion noch gesteigert werden, aber das muss nicht notwendigerweise bedeuten, dass es weitere Erschließungen und weitere Flächenumwandlungen geben muss, weil die Palmölproduktion für Investoren eine lukrative Einnahmequelle ist.

Der Anbau von Ölpalmen in Afrika und Südamerika lässt sich ausbauen, da es hier eine noch relativ kleine Produktion gibt. Jedoch sind die Umweltauswirkungen im Falle der Ausdehnung von Ölpalmenplantagen in diesen Regionen noch wenig untersucht.

6. Wo liegen unsere größten Wissenslücken in Bezug auf die Auswirkungen der Palmölproduktion?

Die größten Lücken, die weiter erforscht werden müssen, sind:

  • sozio-kulturelle und wirtschaftliche Auswirkungen der Erschließung von Ölpalmen-Anbauflächen, 
  • räumliche Verteilung der verschiedenen Pflanzenölsaaten, 
  • Modellierung früherer Ölpalmenausbreitung, um Einschränkungen zu verstehen und Vorgaben für den künftigen Anbau zu gestalten,
  • Auswirkungen großflächiger Expansion auf das lokale Klima und den Wasserhaushalt, 
  • Kosten und Nutzen eines optimalen Artenvielfaltmanagements für die Erzeuger, 
  • Informationen darüber, wie Gattungen überleben und sich in Ölpalmenlandschaften bewegen, 
  • Bestimmung des Wertes der Artenvielfalt in der traditionellen Ölpalmenproduktion und Machbarkeit sowie Produktivität kleinerer Systeme; Bestandserhaltung dieser Systeme. 

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