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Einweg-Plastikgeschirr und Alternativen – Empfehlungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen

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Kontext - Dieser Bericht fasst das derzeitige Wissen über die Umweltverträglichkeit von Einweg-Plastikgeschirr und dessen Alternativen zusammen und gibt Empfehlungen an politische Entscheidungsträger zur Regelung der Verwendung.

Mehrweg-Geschirr schneidet in allen Studien und in den meisten Umweltbelastungskategorien durchweg besser ab als Einweg-Geschirr (ausgenommen der Wasserverbrauch durch Spülen).

Es gibt in der Tat eine Reihe von Alternativen zu Einweg-Plastikgeschirr sowie neue Geschäftsmodelle, die die Wiederverwendung des Geschirrs erleichtern, und bessere Optionen für das Entsorgungsmanagement von Einweg-Alternativen1.

Dies ist eine treue Zusammenfassung der führenden Berichts, der im 2021 durch Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) veröffentlicht wurde: "Single-use plastic tableware and its alternatives – Recommendations from Life Cycle Assessments " 

  • Quelle:UNEP (2021)
  • Übersicht & Details: GreenFacts
Neuestes Update: 20 Mai 2021

1. Einleitung

Es gibt kaum noch einen Lebensraum auf der Erde, der nicht in irgendeiner Form von Verschmutzung durch Plastikabfälle betroffen ist. Die Zunahme von Kunststoffprodukten in den letzten Jahrzehnten ist bemerkenswert. Die Produktion von billigem, haltbarem und flexiblem Kunststoff ist auf 348 Millionen Tonnen im Jahr 2017 angestiegen und wird sich bis 2040 voraussichtlich verdoppeln.

Zu den vielen Kunststoffprodukten, die zu diesem Problem beitragen, ist Geschirr, da die meisten Teile nach einmaligem Gebrauch weggeworfen werden. Aufgrund ihres derzeit geringen Recycling-Potenzials landet ein Großteil des Einweg-Geschirrs auf der Mülldeponie oder wird in der Umwelt, in Flüssen und in Ozeanen entsorgt und landet schließlich an den Stränden.

Laut Ocean Conservancy gehörte Plastikbesteck zu den Top 10 der im Jahr 2019 an Stränden gesammelten Gegenstände und The Pew Charitable Trusts warnt, dass sich allein der Eintrag von Kunststoffen in die Weltmeere bis 2040 ohne das Ergreifen von Maßnahmen auf 29 Millionen Tonnen pro Jahr fast verdreifachen wird. Dies entspricht 50 kg Kunststoff auf jeden Küstenmeter weltweit.

2. Welches Verfahren wurde für Beurteilung der Auswirkungen von Einwegkunststoffen verwendet?

Bei der vorliegenden globalen Analyse der Umweltauswirkungen von Geschirr wurden die folgenden Materialien untersucht:

  • Biobasierte Kunststoffe, Einweg: biologisch abbaubarer Thermoplast aus erneuerbaren Quellen (PLA und Biopolymer auf Stärkebasis);
  • Einwegkunststoff auf fossiler Basis: verschiedene Formen von Polystyrol (PS) und Polypropylen (PP);
  • Papier (Einweg): Papier mit LDPE-Beschichtung (low density polyethylene, Weichpolyethylen) und Wachsbeschichtung
  • Einweg auf Basis von Holzfasern (CTMP) und Bagassefasern;
  • Wiederverwendbarer Kunststoff auf fossiler Basis: Polypropylen;
  • Weitere, wiederverwendbare Materialien: Porzellan, Melamin und Edelstahl.

Der Bericht beruht auf der Analyse von sechs Ökobilanzstudien (LCA, Life Cycle Assessment), bei denen es sich um bewährte Tools für die Bewertung möglicher Umweltauswirkungen dieser Materialien handelt. Diese LCA bieten einen robusten Rahmen für die Analyse von Umweltauswirkungen der gesamten Wertschöpfungskette und des Lebenszyklus eines Produkts.

Durch die Berücksichtigung eines breiten Spektrums von Umweltauswirkungen und die Beleuchtung des Dominoeffekts können diese LCA dann eine zukunftsorientierte Entscheidungsfindung möglich machen und versuchen, die Systeme insgesamt zu verbessern und nicht nur einzelne Probleme zu beheben, indem:

  • Bewusstsein dafür geschaffen wird, dass Entscheidungen nicht isoliert sind, sondern Einfluss auf ein größeres System haben
  • Entscheidungsfindung langfristig gefördert wird, indem alle Umweltfragen und mögliche, mit einer Entscheidung verbundene Dominoeffekte berücksichtigt werden.
  • Vollständige Systeme verbessert werden und nicht nur einzelne Systemteile und indem Entscheidungen vermieden werden, die ein Problem lösen, dafür aber unerwartete Probleme verursachen.

3. Welche Hauptergebnisse wurden aus den verschiedenen LCA-Studien gezogen?

Ein wichtiges Ergebnis aus dieser globalen Analyse ist, dass wiederverwendbares Geschirr in allen Umweltkategorien besser abschneidet. In allen Catering-Bereichen (Krankenhaus, Schule und Hotel) hat Mehrweggeschirr geringere Umweltauswirkungen als Einwegoptionen gezeigt.

Insbesondere hat wiederverwendbares Porzellangeschirr erheblich geringere Umweltauswirkungen als Einweggeschirr aus Biokunststoff, Zellstoff oder fossilem Kunststoff, abgesehen vom Wasserverbrauch durch das Spülen des wiederverwendbaren Geschirrs zwischen den Benutzungen.

Sowohl bei konventionellem als auch bei kompostierbarem Einweggeschirr aus Kunststoff entfällt der größte Teil der Umweltauswirkungen auf die Herstellungsphase, einschließlich Materialproduktion und Produktherstellung.

Bei Einwegtellern ist das Produktgewicht in allen Auswirkungskategorien ein wichtiger Faktor, ungeachtet des verwendeten Materials. Außerdem ist der Großteil der damit verbundenen Treibhausgasemissionen (THG) das Ergebnis der Verbrennung fossiler Brennstoffe im Produktionsprozess, während der Transport nur einen sehr kleinen Teil des Energieverbrauchs ausmacht (unter 3 %).

Auch die Abfallbehandlung am Ende der Haltbarkeit trägt erheblich zu den Lebenszyklusauswirkungen bei: Recycling/Kompostierung oder eine Kombination aus beiden, mit Verbrennung bzw. Abladen auf einer Deponie, ist besser als nur die Deponierung. In diesem Zusammenhang stellt die Mitentsorgung von Lebensmittelabfällen (und anderem Geschirr aus verschiedenen Materialien) entweder eine Herausforderung oder eine Chance für die Abfallwirtschaft dar.

Beim Vergleich der Umweltleistung von biologisch abbaubarem und kompostierbarem Einweggeschirr zeigte sich in einer Studie, dass in 8 von 15 Auswirkungskategorien diese Produkte aufgrund ihrer Vormaterialherstellung eine höhere Umweltbelastung aufweisen als erdölbasiertes Kunststoffgeschirr.

Weitere wichtige Ergebnisse dieser Studie:

  • Biokunststoffbesteck, das zusammen mit Biomüll industriell kompostiert wird, hat geringere Auswirkungen als Polystyrolbesteck, das auf Mülldeponien gelagert oder zusammen mit Lebensmittelabfällen verbrannt wird.
  • Bei Papptellern trägt die Papierproduktion erheblich zur Überdüngung von Süßwasser und Humantoxizität (nicht karzinogene Wirkung) bei und es besteht eine erhebliche Unsicherheit bezüglich der Vermutungen hinsichtlich ihrer Zersetzung auf der Deponie, was die Ergebnisse signifikant beeinflussen kann.
  • In den wichtigsten Auswirkungskategorien Humantoxizität (nicht karzinogene und karzinogene Wirkung) und Ökotoxizität schneiden biologisch abbaubare und kompostierbare Produkte besser ab erdölbasierte Produkte.


This matrix attempts to capture the main variables and their effect on the different tableware alternatives, acknowledging that such a representation inevitably requires a substantial degree of simplification.
Life Cycle Assessments of Tableware:
What the science tell us

4. Welche wichtige Lehre muss insbesondere aus der Analyse dieser LCA gezogen werden?

Der Bericht unterstreicht, dass das „Geschirrsystem“ in einem breiteren sozialen, wirtschaftlichen und Umweltsystem gesehen werden muss und somit ein systemischer Ansatz (oder Systemansatz) zwingend erforderlich ist.

Die LCA-Studien verdeutlichen in der Tat die Notwendigkeit eines solchen Systemansatzes bei der Bewertung von Geschirroptionen dahingehend, dass die Rohstoffproduktion und die Entsorgungsschritte wichtige Einflussfaktoren für die Umweltauswirkungen bei Einwegoptionen sind, während die Nutzungsphase die wichtigste Phase bei den Mehrwegoptionen ist.

Bei dem Versuch, die Frage der Verschmutzung durch Kunststoffe anzugehen, sehen sich politische und andere Entscheidungsträger einem komplexen Gebiet gegenüber, auf dem die verfügbaren Daten begrenzt und oft umstritten sind, und sie müssen faktisch eine globale Bilanz aus der Vielzahl möglicher Auswirkungen ziehen – wie unsere Gesellschaft diesem in allen komplexen und quasi unlösbaren Herausforderungen gegenübersteht.

5. Welche Empfehlungen gibt der Bericht den politischen Entscheidungsträgern für den Umgang mit Einwegkunststoffen?

Der Bericht soll keine definitive Umweltanleitung zur Auswahl des „besten“ Geschirrs bieten; er unterstützt eher Strategien zum Verbot oder zur Einschränkung der Benutzung dieser oder jener Alternative. Vielmehr dient er dazu, wichtige Aspekte hervorzuheben, die politische Entscheidungsträger bei der Auswertung von Fakten zur Auswirkung auf die Umwelt (oft in Form von LCA-Studien) berücksichtigen sollten, um eine kontextspezifische und lokal relevante Politikentwicklung zu ermöglichen.

Die wichtigste Schlussfolgerung aus dieser Meta-Analyse ist daher, dass angesichts der Tatsache, dass Mehrweggeschirr dem Einweggeschirr ökologisch eindeutig vorzuziehen ist, politische Maßnahmen ergriffen werden sollten, um die Mehrwegoption zur praktikabelsten Option für alle Beteiligten zu machen. In der Zwischenzeit sollten die politischen Entscheidungsträger auch politische Maßnahmen in Betracht ziehen, die sicherstellen, dass die alternativen Mehrwegoptionen Gesundheits- und Sicherheitsaspekte erfüllen und gleichzeitig Maßnahmen unterstützen, die die Auswirkungen des Spülens minimieren.

Der Bericht unterstreicht auch, dass angesichts des wachsenden Verbraucherbewusstseins um die Umweltauswirkungen von Einweg-Kunststoffprodukten die Risiken für Hersteller und Regierungen steigen, wenn sie nicht handeln, um die Produktion und den Verbrauch von Plastik zu regulieren.

6. Welche Empfehlungen gibt der Bericht den politischen Entscheidungsträgern für den Umgang mit Einwegkunststoffen?

Der Bericht enthält weitere folgende Faktoren, die von politischen Entscheidungsträgern zu berücksichtigen sind:

  1. Politische Entscheidungen müssen auf mehreren Informationsquellen für Umweltauswirkungen beruhen. LCA-Ergebnisse zu Umweltauswirkungen müssen jedoch zusammen mit Informationsquellen zu anderen relevanten Aspekten wie Gesundheit und Sicherheit ebenso in Lebensmittelsystemen berücksichtigt werden.

  2. Die Politik muss erkennen, dass das Entsorgungsmanagement einen wichtigen Beitrag zu den Umweltauswirkungen von Einweggeschirr leisten muss.

  3. Politische Maßnahmen müssen an regionale und länderspezifische Unterschiede angepasst werden. Parameter wie Energiemix und technologisches, effizientes Abfallmanagement sowie lokale Recyclingquoten haben Einfluss und können sich je nach geografischer Region erheblich schwanken.

  4. Politische Maßnahmen müssen Kompromisse und Risiken der Verschiebung von Umweltlasten zwischen verschiedenen Umweltauswirkungen erkennen und steuern. Insbesondere sollte die Tendenz von LCA-Studien und politischen Entscheidungsträgern, sich auf einzelne Themen – und hier vor allem auf den Klimawandel – zu konzentrieren, überwunden werden.

  5. Die Politik sollte an möglichen zukünftigen, innovativen Entwicklungen von Produktionsprozessen und den damit verbundenen Systemen Anteil haben.

1 UNEP (2018) Single-Use Plastics: A Roadmap for Sustainability. (UN-Umweltprogramm (2018) Einwegkunststoffe: Ein Wegweiser zu Nachhaltigkeit).
Verfügbar unter:  https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/25496/singleUsePlastic_sustainability.pdf.


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